kirche überlingen

3.rang 2011
mehrfachbeauftragung neuapostolische kirche überlingen
mit architekturbüro prinz ravensburg


erläuterungstext

Das Projekt Neubau Neuapostolische Kirche in Überlingen erfordert eine differenzierte Auseinandersetzung mit den funktionalen und gestalterischen Rahmenbedingungen der städtebaulich anspruchsvollen Lage am Siedlungsrand von Überlingen und den angrenzenden Freibereichen sowie den allfälligen Sichtbezügen von den höher gelegenen Landschaftsräumen.

Städtebauliche Zielsetzungen

Das neue Gebäude für die neuapostolische Kirche orientiert sich in seiner städtebaulichen Zielsetzung und deren Ausformulierungen an den vorgefundenen städtebaulichen Randbedingungen. Ziel ist eine bestmögliche Integration bei gleichzeitig angemessenem deutlich Identität stiftenden Erkennungswert in die jetzige Umgebung. Der jetzigen Situation wird das neue Gebäude durch Einhaltung der Gebäudeabstände, der Einfügung in die vorgegebenen zusammengefassten Baufenster, der leicht überzeichneten Aufnahme der Gebäudehöhen, sowie Gliederung der Baukörper gerecht und korrespondiert insbesondere durch die maßstäblichen Abwicklungen mit den umliegenden Gebäuden. Die Auflösung des Volumens in zwei Baukörper mit dem luftigen eingeschossigen Zwischenbau unterstützt diese Zielsetzungen der Integration der Gebäude in die Umgebung. Ein großzügiger Vorbereich stärkt diese Absichten zusätzlich. Die Gebäudeform mit den beiden geneigten, selbstbewusst überhöhten Gebäudekörpern lässt in diesem Umfeld eine zweifelfreie Einordnung der Gebäudenutzung, ohne sich zu stark zu verselbstständigen, erwarten. Die städtebauliche Integration wird weiter gestützt durch Aufnahme einer im nördlichen Bodenseeraum ortstypischen Materialität. Ziegel als Material von Verblendungen von Giebelfassadenflächen und Dacheindeckungsmaterial. Übertragen auf die für dieses Gebäude spezifischen Anforderungen: matt weiß glasiert erhält das Material einen subtile Entfremdung und eine würdevolle Ausstrahlung. Die Detailqualität des neuen Gebäudes bringt die öffentliche Nutzung zum Ausdruck, die Materialität, Helligkeit und Farbigkeit führt zu einer eindeutigen und selbstverständlichen Integration in die Umgebung bei gleichzeitiger „Einmaligkeit“.

Erschließung, innere Organisation

Über den maßstäblichen geschützten Vorbereich gelangt man zum überdeckten Vorbereich. Das Gebäude wird durch das Foyer betreten. Die mittig eingefügten beiden Mehrzweckräume gliedern den Raum, der Weg in den Kirchenraum führt durch die seitlichen zwei äGnge mit diffusem Licht. Das durchschreiten der leicht dunkleren, niedrigen äGnge steiget die Wahrnehmung und Wirkung beim Betreten des überhöhten, lichtdurchflutenden Kirchenraumes. Verschiedene Raumzusammenhänge lassen sich verwirklichen und bieten eine größtmögliche Flexibilität, jeweils mit hoher architektonischer Innenraumqualität. Der Kirchenraum bietet durch die entsprechende indirekte aber intensive Lichtführung mit den tiefen Oberlichtöffnungen und dem diffusen Licht der perforierten Wände ein interessantes und doch ein sehr klares, ein dezent dramatisches und dennoch ein ruhiges Innenraumerlebnis. Die beiden zusammenschaltbaren Mehrzweckräume werden mit einer natürlichen Oberlichtdecke belichtet, durch seitliche Lichtbänder be- und entlüftet.

Altar Chor Orgel

Bänke und Stühle sind aus Holz, korrespondieren mit den hölzernen Wandbekleidungen auf Augenhöhe und sind einfach gestaltet. Der Altar ganz in weiß, hell und im Raum somit präsent. Die Orgel ist im Kirchenraum rechts oben angeordnet und kann akustisch und räumlich gut harmonieren.

Konstruktion und Materialien

Das Gebäude soll in wirtschaftlicher Stahlbetonmassivbauweise mit einer hoch gedämmten Vorsatzschale mit an Dach und Wand weiß glasierten Dachziegeln entstehen. Die Dächer und Decken im Innenraum und im Vorbereich sollen weiß ausgeführt werden, Wandbekleidungen bis auf ca. 2,10 m und der Fussboden in hellem Eichenholz.

Freianlagen

Das Gebäude, angrenzend an den landschaftlichen Freiraum, soll sich zweiseitig unmittelbar mit dem natürlichen Umfeld verzahnen und soll auf diesen beiden Seiten von einer Wiese umgeben sein. Die zwei verbleibenden Seiten erhalten eine spezifische Gestaltung. Die Parkplätze werden als ein Band aus Rasengittersteinen in die Flächen aus Asphalt, die Wegeverbindungen und den Vorbereich beschreiben, eingefügt. Ergänzt wird dieses Band mit niedrigen , aber hochstämmigen Gehölzen. Die Freiflächen entwickeln somit sehr einfache, aber angemessene, auf die Situationen reagierende ausgeprägte Bilder - und dies mit der Prämisse der Barrierefreiheit, des gemeinschaftlichen Miteinanders, der Flexibilität und der Nachhaltigkeit.

Energie und Ökologie

Angestrebt wird eine anspruchsvolle, technisch innovative und dennoch einfache, den heutigen Anforderungen gerecht werdende, technische Installation. Durch die vorgeschlagene Bauweise wird der Grundstücksverbrauch soweit möglich minimiert. Für den anzustrebenden zeitgemäßen Einsatz von erneuerbaren Energien wird eine gute und tragfähige Grundlage gegeben. Durch sinnvollen Einsatz von Passivhauskomponenten und ökologischen Baustoffen wird ein nachhaltiges und zeitgemäßes Gebäude entstehen. In einer künftigen intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit mit den entsprechenden Ingenieuren in Zuge der weiteren Planungsphasen werden diese sinnvollen Zielsetzungen und beabsichtigten Maßnahmen weiter untersucht und präzisiert.